Sonntag, Februar 19, 2012

Crimpen oder Bördeln?

Crimpen!

Während meiner persönlichen Forschungsreihe in Sachen Elektronik bin ich recht schnell auf das Problem der Anschlüsse gestoßen. Per Fritzing (http://fritzing.org/) habe ich eine Schaltung ätzen lassen und wollte die Platine nun ausprobieren. Leider waren meine Schraubklemmen größer als die von Fritzing vorgesehen, so dass ich die Anschlüsse gelötet habe. So fest verdrahtet war die anschließende Problemlösung etwas komplizierter, ständig mit dem Lötkolben rumzufuchteln.

Eine Lösung musste her. Es wäre jetzt besser, einen Stecker zu haben, so dass man die Platine nicht mehr mit Kabel verlöten muss, sondern es genügt den Stecker mit Kabelanschlüssen zu befestigen. Mit dieser Vision zog ich los, um scheinbar eine neue Welt der Steckverbindungen zu erkunden.

Oh mein Gott!

Bei Conrad, Reichelt und all den anderen Web-Shops entdeckte ich eine Unzahl von Möglichkeiten. In den Foren erklärten Profis anderen Profis, welche Profitools sie einsetzen, wobei die Profis nicht einfach Fragen beantworten, sondern Nichtprofis erklären, wie dämlich doch ihre Frage sei oder wie blöd ihr Vorhaben doch sei. Aber ich wollte nur eine stinknormale Verbindung schaffen, wie man sie z.B. aus dem Innenleben eines Computers kennt. Steckleiste, Steckbuchse mit Kabel fertig...

Lösung

Nun, die Lösung heisst selbermachen. Und so geht das. Zunächst benötigt man seine Lieblingsstecker-Marker. Es gibt dafür verschiedene Systeme und Namen. Ich habe mich für Fu-Stecker bzw. Servo-Stecker entschieden. Diese kommen in der Modellbauwelt häufig vor. Die Stecker sind allesamt Gehäuse ohne Innenleben. Das Innenleben besteht aus männlichen oder weiblichen Kontakten (Crimp-Kontakten), die mit dem Kabel zusammengequetscht werden. Das ganze wird dann einfach Krimpen genannt (Wiki). Das hört sich natürlich recht einfach an, aber so ist es auf den ersten Blick nicht. Es gibt hier scheinbar unendlich viele Varianten und Kombinationen, wobei aber immer nur eine Kombination aus Steckleiste, Gehäuse, Kontakt und Zange korrekt funktioniert. Grumpf!

Crimpen

Mit http://www.rm-computertechnik.de/ habe ich einen Shop gefunden, der meine Stecker anbietet. Desweiteren gibt es weibliche Crimpkontakte und ja, die passende Crimpzange. Ich habe also alles zusammen bestellt und nach einigen Tagen habe ich meinen ersten Stecker hergestellt. Um nicht ganz so dumm dazustehen, habe ich im Internet weiter recherchiert und konnte eine ganz nette Erklärung (PDF) dort finden. Letztendlich wird die Dicke eines Drahtes in den USA durch die Anzahl der Dehnungen/Ziehungen ausgedrückt. Je mehr ein Draht gezogen wurden, umso dünner wird er. Meine Zange unterstütz zwei Größen:

  • AWG 24-30
  • AWG 18-22
Diese Werte kann man dann grob mit Hilfe von Wikipedia (American Wire Gauge) in Drahtdurchmesser umrechnen, damit man die richtige Litze bestellen kann. D.h. für AWG 24-30 kann man Litze mit 0,25mm2, 0,14mm2 und 0,09mm2 (mm2 = Quadratmillimeter) verwenden. Beim Crimpen muss man nur darauf achten, dass der Einsatz nur von einer Seite verwendet werden kann. Die Einsätze haben zwei unterschiedliche Vertiefungen, um die Isolierung und dann Draht gleichzeitig zu verbiegen. Die Seite für die Isolierung ist höher, daher ist die Vertiefung im Einsatz tiefer. Am besten ein paar 100 Crimpkontakte und Litze in der passenden Größe bestellen und schon kann die eigene Steckerherstellung beginnen. Die Crimp-Stecker haben das Rastermaß 2.54 und passen daher gut auf Stiftleisten im gleichen Rastermaß. Ich kann jetzt Platinen mit Fritzing herstellen. Anschlüsse werden mit Stiftleisten verlötet und die passenden Stecker werden anschließend gecrimpt. Viel Spaß beim Bördeln!